Wir leben in einer krisenreichen Zeit der Veränderung, in der es oft schwerfällt, die Orientierung zu behalten. Sich zu orientieren, sicher durch unbekanntes Gebiet zu bewegen und sich dieses erschließen: Das sind Fähigkeiten, deren Prinzipien nicht nur im Gelände sondern generell im Leben Bestand haben.
Navigation und Kartierung sind echte Handlungskompetenzen. Sie spiegeln unsere Verbundenheit und das überlebensnotwendige Interesse, das wir Menschen seit Tausenden von Jahren unserer Umgebung entgegenbringen. Sichtbarer Ausdruck davon sind Karten, die unser Weltbild beeinflussen – und umgekehrt.
Orientierung fordert den ganzen Menschen! Neben dem rationalen Verstand kommt auch intuitives Erfahrungswissen zum Einsatz. Sinnliche Wahrnehmung und Feinmotorik ermöglichen uns das Erfassen und Kartieren von Informationen und körperliche Fitness ermöglicht uns die Bewegung im Gelände.
Maßstab
Eine Karte stellt einen Geländeausschnitt verkleinert dar. Je größer der Maßstab, desto mehr Details lassen sich darstellen, desto kleiner ist aber auch der dargestellte Ausschnitt. Welcher Maßstab geeignet ist, hängt vom Verwendungszweck der Karte ab.
Ist es wirklich nötig, im Zeitalter von Google Maps und Geo-Informationssystemen die Navigation mit Karte und Kompass zu beherrschen?
Nein. In Wohlstandsgesellschaften des 21. Jahrhunderts müssen wir nicht mehr lernen, wie man sich orientieren kann. Genau genommen müssten wir auch nicht mehr schreiben, zeichnen oder rechnen lernen. Das alles sind Tätigkeiten, die uns die Technik abnehmen kann. Allerdings zahlen wir dafür einen Preis.
Orientierung in Raum und Zeit ist eine grundlegende menschliche Fähigkeit. Wenn wir diese an komplexe Technik abgeben, gehen wir eine völlig unnötige Abhängigkeit ein. Außerdem degenerieren Fähigkeiten, wenn sie nicht genutzt und gefördert werden. Die Erfahrung zeigt uns aber, dass die Bewältigung von Krisen unser volles menschliches Potenzial fordert. Technik kann dabei hilfreich sein, darf aber nicht zum Selbstzweck werden.
Die Grundlagenarbeit mit Karte, Kompass und Notizblock im Gelände schult nicht nur das Orientierungsvermögen, sondern schafft auch ein Verständnis für die Leistungsfähigkeit und Ästhetik einfacher Arbeitsmittel. Kartieren fördert die natürliche Neugierde und verleiht dem Interesse an der unmittelbaren Umgebung eine Ausdrucksmöglichkeit. Diese Selbstermächtigung wirkt dem Nimbus zunehmender Professionalisierung und Spezialisierung entgegen.
Leitlinien
Eine Leitlinie ist eine deutlich erkennbare Geländelinie in Kursrichtung. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen Bach oder einen Höhenzug handeln. Eine Leitlinie verschafft uns eine grobe Orientierung und wir können ihr ohne weitere Hilfsmittel folgen.
Im Gelände wie im Leben haben wir immer wieder eingeschränkte Mittel zur Bewältigung unserer Aufgaben zur Verfügung. Wir müssen manchmal zwischen mäßig attraktiven Alternativen wählen, sind gezwungen, Entscheidungen in Unsicherheit zu treffen und dabei präzise zu arbeiten, Wichtiges festzuhalten und Unwichtiges wegzulassen.
Insofern sind Navigations- und Kartierungsprojekte nicht nur fachlicher Natur, sondern zu einem großen Anteil auch Persönlichkeitsentwicklung.
Neben der Vermittlung von Wissen steht die Organisation und Bereitstellung von Erfahrungs-, Übungs- und Reflexionsräumen im Zentrum der Projekte. Der Grundsatz, stets das einfachste technische Hilfsmittel zu verwenden fördert das Einschätzungsvermögen für Nutzen und Grenzen von Werkzeugen und für die Bedeutung eigener Fähigkeiten.
In mehrfacher Hinsicht ist nicht nur das Produkt der Arbeit interessant, sondern auch der Arbeitsprozess. Je vertrauter wir mit einem Gebiet werden, desto weniger Hilfsmittel benötigen wir zur Navigation. Nach einer komplexen Kartierung ist die erstellte Karte zwar ein beeindruckendes Produkt, das Kartierungsteam benötigt sie aber gar nicht mehr. Das Team verfügt längst über eine viel komplexere mentale Karte – angereichert mit zahllosen Sinneseindrücken wie Geräuschen, Gerüchen, Lichtstimmungen, Wind- und Wetterphänomenen.
Legende
Im Vergleich zum Gelände ist die Karte unter anderem vereinfacht und erläutert. Sie arbeitet mit Zeichen und Symbolen. Je nach Herkunftsland, Verlag und Zweck der Karte können diese unterschiedliche Bedeutung haben. Die Bedeutung ist in der Legende am Kartenrand erläutert.
Neugierde, harte Arbeit und Glück sorgten dafür, dass ich in den verschiedensten Umfeldern arbeiten konnte. Egal ob traditionell, innovativ, werteorientiert oder evolutionär – ob als Studierender, Angestellter, Ehrenamtlicher oder Freiberufler: Jedes Umfeld machte mich mit neuen Perspektiven und Sichtweisen vertraut und weitete mein Verständnis für die Funktionsweise von Weltbildern.
Doch keines der von Menschen gestalteten Umfelder hat mich so nachdrücklich beeinflusst wie die Natur. Von ihr habe ich den achtsamen, leidenschaftlichen und verspielten Führungsstil gelernt, der meine Arbeitsweise heute prägt. Von ihr habe ich auch gelernt, Möglichkeiten auszuschöpfen, Grenzen zu achten und die Verantwortung für mein eigenes Handeln bedingungslos zu übernehmen.
In meinem Leben scheinen sich innerer und äußerer Bewegungsdrang gegenseitig zu spiegeln. Mit 16 Jahren hatte ich einen Sportlehrer, der meine Begeisterung am Orientierungslauf zu wecken verstand. Das war der Startpunkt meiner intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Orientierung. Als Geländeläufer und Rennradfahrer, dann als Marathonläufer, Pilot, Alpinist und Fernwanderer und später als Erlebnispädagoge und Outdoor Guide habe ich intensiv mit unterschiedlichen Kartenwerken verschiedener Länder gearbeitet.
- Jahrgang 1984
- Arbeitssprachen: Deutsch / Englisch
- Dipl.-Wirtschaftsingenieur (BA) und Projektleiter
- 14 Jahre Berufserfahrung in Maschinenbau, chem. Industrie, Pharma und IT
- Agile Coach und Scrum Master
- zert. Trainer und Prozessbegleiter (zwerger + raab)
- zert. Erlebnis- und Umweltpädagoge (zwerger + raab)
- zert. Outdoor Guide (planoalto, CH)
- Gründungsmitglied und Vorstand im Verein Nomadische Erzählkunst e. V.
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Daniel Hoeckendorff
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